«Mir gefällt, dass meine Aufgaben vielfältig sind»

Im Gespräch mit der Pflegefachfrau Sonja Graf.

Mit Krankenkassen diskutieren, Hautausschläge beurteilen, verständnisvolle Worte in schwierigen Situationen finden, empathische Zuhörerin sein und Computer-Probleme lösen – der Alltag der Pflegefachfrau Sonja Graf ist vielseitig und anspruchsvoll. Sie begleitet pflegende Angehörige, die bei der Caritas angestellt sind und für ihre Arbeit einen Lohn erhalten.

Sonja, was macht dir an deiner Arbeit besonders Spass?

Ich begleite die pflegenden Angehörigen von A bis Z. Ab dem ersten Gespräch bis zur Abrechnung mit den Krankenkassen und den regelmässigen Besuchen bei ihnen zuhause bin ich ihre Ansprechperson und darf sie begleiten. Ich betreue rund 20 Angehörige in unterschiedlichen Situationen. Meine Aufgaben und Arbeitstage sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Die Dankbarkeit der pflegenden Angehörigen wie auch der Klientinnen und Klienten (so nennen wir die Personen, die gepflegt werden) ist stark zu spüren. Das bereichert meinen Alltag sehr.

Was besprichst du mit den Angehörigen, wenn du sie das erste Mal besuchst?

Beim ersten Besuch zuhause geht es in erster Linie darum, sich gegenseitig kennenzulernen und den Pflegebedarf zu ermitteln. Der Pflegebedarf pro Tag wird ausgerechnet. Anschliessend helfe ich, die Software zur Erfassung der Pflege auf dem Handy oder PC zu installieren. Denn die Pflege muss täglich erfasst werden. Ich gehe mit den pflegenden Angehörigen die Schritte Punkt für Punkt durch und beantworte Fragen. Wir besprechen das weitere Vorgehen und wie wir uns gegenseitig am besten kontaktieren. Ab dem Tag der Abklärung begleite ich die pflegende Ansprechperson und bin ihre erste Ansprechperson.

Wenige Tage nach dem ersten Besuch telefonieren wir miteinander und wir besprechen die Pflegeplanung, die ich erstellt habe. Wir klären, ob ich alles richtig verstanden habe. Wir klären offene Fragen. Anschliessend stehen wir nebst den monatlichen Hausbesuchen telefonisch oder schriftlich miteinander in Kontakt.

Was machst du monatlich bei den Klientinnen und Klienten? Welche Themen besprichst du mit den Angehörigen?

Bei den monatlichen Besuchen zuhause bespreche ich mit den pflegenden Angehörigen und den Klienten und Klientinnen Herausforderungen, die sie gerade beschäftigen und Veränderungen in der Pflege. Hat sich beispielsweise die Mobilität des Klienten oder der Klientin verschlechtert? In diesem Fall sprechen wir über Hilfsmittel und Risiken, die sich durch die verminderte Mobilität ergeben, z.B. erhöhte Sturzgefahr oder Gefahr für Lungenentzündungen. Ich zeige ihnen, wie sie in der Situation angepasst rückenschonend die Klientin oder den Klienten bewegen können. Hat die Veränderung einen Einfluss darauf, wie lange die Pflege dauert? Dann erhebe ich den Pflegebedarf neu, was Auswirkungen auf den Lohn haben kann.

Die körperliche und mentale Gesundheit der pflegenden Angehörigen ist ein essenzielles Thema bei unseren Besuchen. Ich spreche die Belastung der pflegenden Angehörigen bei jedem Besuch an. Ich schlage Angebote vor und suche mit ihnen Wege, wie sie entlastet werden können. Weiterbildungen sind ebenfalls ein Thema. Die Caritas bietet selbst regelmässig Kurse an Zudem können die pflegenden Angehörigen an ausgewählten Kursen des Schweizerischen Roten Kreuzes in der Zentralschweiz gratis teilnehmen.

Ich schätze es, dass ich für meine Besuche bei den pflegenden Angehörigen genug Zeit habe. Diese dauern meist rund eine Stunde. Ich habe dann Zeit, ihre Sorgen und Fragen zu diskutieren und ich habe bei emotionalen Themen ein offenes Ohr und bin eine Stütze.

Wer sind die Menschen, die ihre Angehörige pflegen?

Die meisten pflegenden Angehörigen sind Eheleute, sprich der Mann pflegt seine Partnerin oder umgekehrt. Vereinzelt sind auch Mütter dabei, die ihre Kinder pflegen oder eine Tochter, die ihre Mutter oder Schwiegermutter pflegt. Die meisten pflegenden Angehörigen sind Frauen. Viele der Klientinnen und Klienten sind an Demenz erkrankt oder leiden an einer neurologischen Nervenerkrankung, die mit eingeschränkter Bewegung einhergeht.

Gibt es Dinge, die du nicht so gerne machst oder herausfordernd findest?

Es kommt vor, dass eine Krankenkasse weniger Pflegeaufgaben zahlt, als ich eingereicht habe. Dann wird der Lohn der Angehörigen gekürzt. Das finde ich eine schwierige Situation. Auch weil wir wissen, dass Krankenkassen die gleichen Aufgaben unterschiedlich beurteilen. Gerade bei pflegenden Angehörigen, die sowieso schon mit wenig Geld leben müssen, sind solche Kürzungen besonders schwierig zu kommunizieren und zu verstehen. Nebst der Pflege betreuen die Angehörigen ihre Familienmitglieder während unzähligen Stunden. Die Betreuung wird von den Krankenkassen jedoch nicht bezahlt. Deshalb ist eine Kürzung der bezahlten Pflegestunden schwierig nachzuvollziehen.

Was motiviert dich in deinem Arbeitsalltag?

Meine Teamkolleginnen und -kollegen, die mir bei Fragen jederzeit helfen, Rückhalt geben und über die nötige Prise Humor verfügen, um mich, falls nötig, aufzuheitern. Wir arbeiten sehr gut zusammen und geben uns gegenseitig den nötigen Freiraum.
Auch die pflegenden Angehörigen motivieren mich sehr. Die Angehörigen sind äusserst dankbar und herzlich. Ich fühle mich bei den Besuchen zuhause stets willkommen und als Person wertgeschätzt. Die Begegnungen mit den Angehörigen bereichern meinen Alltag. Es entstehen gute Beziehungen mit gegenseitigem Vertrauen und Respekt. Wenn ich sehe, dass sie besprochene Techniken oder Tipps umsetzten, erfreut und erfüllt mich das sehr.

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